TIBET REDISCOVERED

Eine audiovisuelle Spurensuche im tibetischen Kulturraum

TIBET REDISCOVERED ist ein bildwissenschaftliches Forschungsprojekt, welches anhand von Bildern und Filmen die visuelle Repräsentation Tibets im Wandel der Zeiten untersucht. Begleitend zum Forschungsprojekt werden Filmverantstaltungen, Vorträge und Ausstellungen organisiert die sich mit Tibet und unserem Tibetbild beschäftigen. Im Rahmen des Projekts wird eine webbasierte Forschungsdatenbank zur kollaborrativen Erschliessung tibetbezogener Filme entwickelt. 

ZUM VIRTUELLEN FILMARCHIV


VERANSTALTUNGSARCHIV


TIBET REDISCOVERED im Kino Orfeos Erben

13.9.2017 - 18:30 Uhr


Im Rahmenprogramm des Besuches des Dalai Lama auf Einladung der Tibethaus Kulturstiftung in Frankfurt am Main präsentieren wir am 13.9.2017 um 18:30 Uhr im Kino Orfeos Erben eine rare Auswahl von historischen und zeitgenössischen Filmdokumenten aus dem tibetischen Kulturraum.

Gezeigt werden neben Amateurfilmaufnahmen britischer Diplomaten aus den 1940er Jahren auch Ausschnitte aus dem aufwendig produzierten Dokumentarfilm: CESTA VEDE DO TIBETU – DER WEG NACH TIBET den die beiden tschechoslowakischen Armeefilmangehörigen Vladimir Sís und Josef Vaniš 1954 zusammen mit der Filmabteilung der chinesischen Volksbefreiungsarmee realisierten. Auf ihrer Reise nach Lhasa dokumentierten sie nicht nur den Bau einer Straße von China nach Tibet, sondern filmten auch den noch jungen Dalai Lama der zu politischen Gesprächen nach Peking unterwegs war.

Während die früheren historischen Tibetfilme hauptsächlich von Nicht-Tibetern realisiert wurden, hat sich in den letzten Jahren eine lebendige, weltweit aktive, exiltibetische Filmszene entwickelt. Aus dem Filmprojekt SEARCH – FINDING THE DALAI LAMA des in Los Angeles lebenden Filmemachers Pema Dhondup wird in Frankfurt erstmals die Auftaktepisode THE LETTER aus dem Jahr 2015 gezeigt. Ein sehr persönlicher Essayfilm, der die Tochter des tibetischen Filmemachers bei ihrer Reise von Los Angeles zur Kalachakra-Zermonie des Dalai Lama ins indische Bodhgaya begleitet und über die Zukunft der tibetischen Gemeinschaft reflektiert.


KUNST DES DOKUMENTS - TIBET  im Zeughauskino

Deutsches Historisches Museums Berlin

7.4.-28.5.2011

In acht Filmprogrammen unternimmt KUNST DES DOKUMENTS –TIBET eine dokumentarische Spurensuche durch den tibetischen Kulturraum. Dabei sind sowohl europäische wie auch asiatische Perspektiven vertreten: rare, frühe Aufnahmen aus den 1920er bis 1950er Jahren, die auf den Forschungsexpeditionen deutscher und britischer Wissenschaftler entstanden sind, und die Arbeiten tibetischer und indischer Filmemacher, die die kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen der Gegenwart dokumentieren. KUNST DES DOKUMENTS –TIBET stellt dem zeitgenössischen Interesse an Tibet die vergessene Geschichte seiner westlichen Deutungen an die Seite. Die von Jan Henselder kuratierte Filmreihe wird von einer Ausstellung im Foyer des Zeughauskinos begleitet.

Ein Katalog mit Materialien zur Filmreihe und Ausstellung ist bei VISUAL CULTURE PRESS erschienen.


7.4.2011 um 20.00 Uhr

Mönche, Tänzer und Soldaten – Das Kloster Kumbum
D 1926/1953 R: Erich Palme K: Wilhelm Filchner, Sprecher: Siegfried Schürenberg, 30’ (Ausschnitt) 16 mm

The Search for Shangri-la. Tibet on Film 1922 – 1950
GB 2010, R: J. B. Noel, F. M. Bailey, Charles Bell, Peggy Williamson, Basil Gould, Major Guthrie, Major Sherriff, Tsien Lien Shen, Betty Sherriff, 82’ engl. ZT, DigiBeta

Bei seiner ersten Tibet-Expedition entdeckte der Geophysiker, Forscher und Reiseschriftsteller Wilhelm Filchner 1904 das Kloster Kumbum im Nordosten Tibets. Tief beeindruckt von dem religiösen Leben der Lama-Mönche, ihren Tänzen, Gebeten und rituellen Zeremonien gelangen ihm auf seiner zweiten Asienreise 1925-1928 historisch einzigartige Filmaufnahmen von Kumbum. Das Kloster, das einst etwa 7.000 Mönche beherbergte, wurde während der Kulturrevolution fast völlig zerstört. Nur wenige der alten Gebäude sind heute noch erhalten. Filchner filmte die Anlage, Mönche und Laien auf dem Weg zu einem Klosterfest, Novizen mit Geistermasken und ihre rituellen Tänze. Es gelang ihm, die Filmaufnahmen quer durch China zur Küste transportieren zu lassen, von wo aus sie nach Deutschland verschifft wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg und seiner Internierung in Indien konnte Filchner das in Berlin unter einer Kohlenhalde versteckte Filmmaterial ausfindig machen und dem Regisseur und Produzenten Erich Palme zur Auswertung überlassen.


The Search for Shangri-la präsentiert vom BFI National Archive restaurierte Filme aus den Jahren 1922 bis 1950, also einer Zeit, in der es nur wenigen Reisenden, Forschern, Wissenschaftlern oder Diplomaten erlaubt war, Tibet zu betreten. Die ersten Filmaufnahmen dieser Kompilation stammen von Captain J. B. Noel, einem Fotografen und Kameramann der britischen Mount-Everest-Expedition aus dem Jahr 1922. In den nachfolgenden Jahren nutzten vor allem britische Diplomaten und Offiziere ihren Aufenthalt, um religiöse Zeremonien, Landschaften sowie das Leben der Mönche und Adeligen zu filmen. (clö)


Mit freundlicher Unterstützung des Wilhelm-Filchner-Archivs an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Musikalische Begleitung: Günter Schickert, Udo Erdenreich
Einführung: Jan Henselder


13.4.2011 um 20.00 Uhr

Cesta vede do Tibetu
Der Weg nach Tibet

CSSR/CN 1954, R: Vladimir Sís, Josef Vaniš, 60’ 35 mm

Einen Dokumentarfilm über den monumentalen Bau der Straße von Sichuan nach Lhasa zu drehen – das war der Auftrag, den der tschechische Regisseur Vladimir Sís und sein Kameramann Josef Vanis erhielt und den sie 1954 zusammen mit der Filmabteilung der chinesischen Volksbefreiungsarmee realisieren sollten. Mit dem Auto, zu Fuß und auf Pferden reisten sie 1.760 km quer durch Tibet nach Lhasa und filmten nicht nur den aufwändigen Bau der Straße sondern auch die Landschaft, das Leben der Tibeter in den Städten und Dörfern, Gebäude und religiöse Feste. Ende November 1954 erreichten sie Lhasa und erhielten nach elftägiger Wartezeit die Erlaubnis, die für Ausländer schwer zugängliche Stadt zu betreten. Sís und Vanis nutzten die Möglichkeit und filmten und fotografierten alle wichtigen religiösen und kulturellen Stätten: Tempel, Marktplätze, Potala, die Residenz des Dalai Lama, der Jokang Tempel – Orte und heilige Stätten, die später während der Kulturrevolution zerstört wurden. Aus dem Material entstanden drei Schnittfassungen: die offizielle tschechoslowakische und eine chinesische Version sowie die der Autoren selbst, die Preise auf den Filmfestivals in Karlovy Vary und Venedig erhielt. (clö)

Einführung: Jarmila Ptackova


21.4.2011 um 20.00 Uhr

Ba ge nanjie shiliu hao
No. 16, Barkhor South Street

CN 1996, R: Duan Jin-Chuan, 100’ DigiBeta, OmeU

Barkhor South Street Nr. 16 lautet die Adresse eines Nachbarschaftskomitees in Lhasa, das Regierungsmaßnahmen auf lokaler Ebene durchsetzen soll. Die Mitarbeiter haben jedoch mit anderen Problemen zu kämpfen: eheliche Streitigkeiten, Kleinkriminalität, Arbeitslosigkeit. Die Beziehungen, die bei dieser täglichen Arbeit zwischen den Bürgern und lokalen Autoritäten entstehen, werden von dem chinesischen Regisseur Duan Jinchuan und seinem tibetischen Kameramann mit viel hintergründigem Humor eingefangen. Beeinflusst von der Arbeitsweise des US-amerikanischen Dokumentarfilmers Frederick Wiseman kommt No. 16, Barkhor South Street ohne Interviews, Kommentare oder Musik aus. Der Filmemacher bleibt ein scheinbar unsichtbarer Beobachter, der den Zuschauern beiläufig und ohne viel Aufhebens intime und persönliche Einblicke in das gesellschaftliche Klima des modernen Lhasa ermöglicht. Für die chinesische Dokumentarfilmszene nach 1989 waren Jinchuans Filme ein wichtiger Impuls. In einem Interview mit Joshua Fisher erklärt er: „Wir finden, dass die chinesische Geschichte ganz anders ist als sie in der Schule dargestellt wird. Also müssen wir überlegen, wie wir die Realität darstellen können.“ 1997 gewann No. 16, Barkhor South Street den Grand Prix du Festival du Réel in Paris. (clö)


28.4.2011 um 20.00 Uhr

Tibetische Erinnerungen
A 1995, R: Manfred Neuwirth, 23’ DigiBeta

Tibet Revisited
A 2005, R: Manfred Neuwirth, 86’ 35 mm

Ein „filmischer Flaneur“, wie sich Regisseur, Produzent, Kameramann und Medienkünstler Manfred Neuwirth selbst bezeichnet, versteht das Reisen als inhärente Form des Filmens. Sein Kurzfilm Tibetische Erinnerungen ist ein filmisches Reisejournal, das Tibet in den Jahren 1988 bis 1995 zeigt. Keine heiligen Berge oder betende Mönche, sondern Detailaufnahmen, Straßenszenen, Plakatwände, Stimmen, Gesichter und Blicke hat Neuwirth mehr zufällig als geplant aufgenommen und zu 35 ausgesuchten Sequenzen mit gleicher Länge montiert und rhythmisiert. Die Montage entfaltet keine logische Abfolge, Chronologie oder Geschichte; die Bilder stehen für sich. Während sie in Zeitlupe abgespielt werden, läuft der Ton normal weiter – ein filmischer Zwischenraum entsteht, der die disparaten politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Tibet und China nachempfinden lässt.
20 Jahre später widmet sich Neuwirth mit Tibet Revisited erneut dem kulturellen Wandel in Tibet. 28 ungeschnittene Plansequenzen à drei Minuten zeigen den Konflikt zwischen traditionellen Werten und den marktwirtschaftlichen Umwälzungen, die, von China ausgehend, das Land verändern. Manfred Neuwirth begibt sich direkt in das Geschehen hinein, stellt seine Kamera auf und lässt den Dingen ihren Lauf. Trotz der strengen filmischen Form schillert das Kaleidoskop des tibetanischen Alltags, reiben sich die Widersprüche der Moderne aneinander. (clö)


5.5.2011 um 20.00 Uhr

Geheimnis Tibet. Ein Filmdokument der Deutschen Tibet-Expedition Ernst Schäfer 1938/39
D 1942, R: Hans Albert Lettow, Ernst Schäfer, 104’ 35 mm

April 1938: Eine Forschungsexpedition aus Deutschland macht sich auf den Weg nach Tibet. Ernst Schäfer, Zoologe und Geologe, sowie alle fünf Beteiligten der Forschungsreise sind Mitglieder der SS. Himmler verspricht eine großzügige Finanzierung, um durch Schäfers Expedition der Theorie einer verschütteten Rasse der „Ur-Arier“ nachzugehen. Doch Schäfer weicht nicht von seinen wissenschaftlichen Zielen ab: „eine gesamtbiologische Erfassung des tibetischen Hochlandes (...) eine Erforschung von Erde – Pflanze – Tier– Mensch“. Die Finanzierung wird abgesagt, Schäfer beschafft sich die Mittel selbst, benötigt jedoch weiterhin die politische Unterstützung Himmlers. Nach Schwierigkeiten mit Einreise- und Aufenthaltsdokumenten gelingt es Schäfer auf inoffiziellem Weg, eine Einladung der tibetischen Regierung nach Lhasa zu bekommen. Die Bekanntschaft mit Reting Rinpoche, dem jungen tibetischen Regenten, der nach dem Tod des 13. Dalai Lama die Regierungsgeschäfte übernommen hatte, öffnet Türen. In Lhasa entstehen ausführliche Beschreibungen und Aufnahmen der Neujahrsfestlichkeiten im Potala. In Sikkim und Tibet dokumentiert die Forschergruppe Flora und Fauna, landwirtschaftliche Tätigkeiten und erstellt fotografische Portraits von Bewohnern. Die Forscher sammeln 2000 ethnologische Objekte. Es entstehen 22.000 Fotografien und ca. 17.500 Meter Filmaufnahmen. Geheimnis Tibet zeigt tibetische Kriegstänze für den Kriegsgott Mahakala, Paraden des tibetischen Militärs, Toten- und Leichenkulte sowie das Staatsorakel. (clö)

Einführung: Gerlinde Waz


12.5.2011 um 20.00 Uhr

The Reincarnation of Khensur Rinpoche
GB/IND 1991, R: Ritu Sarin, Tenzing Sonam, K: Andrew Carchrae, 50’ BetaSP, OmeU

The Thread of Karma
IND 2007, R: Ritu Sarin, Tenzing Sonam, 50’ DigiBeta, OmeU

Choenzey Samdub ist ein 47-jähriger Mönch, der in einem indischen Flüchtlingskloster lebt. Sein Meister Khensur Rinpoche, ein hoher Lama, ist seit vier Jahren tot und müsste nach tibetischem Glauben bald wiedergeboren werden. Choenzeys Aufgabe ist es, ihn zu finden und an seine spirituellen Aufgaben heranzuführen. Nach Reisen durch Indien, Nepal und Tibet trifft er auf einen vierjährigen Jungen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Heimlich schmuggelt er das Kind aus Tibet nach Indien, wo es vom Dalai Lama und dem tibetischen Staatsorakel tatsächlich als der wiedergeborene Khensur Rinpoche anerkannt wird. The Reincarnation of Khensur Rinpoche begleitet die liebevolle, fast väterliche Beziehung zwischen Mönch und Kind, zwischen Meister und Schüler durch die Rituale und Weihungen des tibetischen Buddhismus.


16 Jahre später ist aus dem vierjährigen Kind ein junger Mann geworden. In The Thread of Karma besuchen die Filmemacher Phara Khenchen Rinpoche, die Inkarnation von Khensur Rinpoche, erneut im Kloster Drepung. Der inzwischen 20-jährige junge Lama versucht den hohen Erwartungen gerecht zu werden. Wieder ist die komplexe menschliche Beziehung zwischen spirituellem Meister und seinem Schüler das zentrale Thema des Films. (clö)


19.5.2011 um 20.00 Uhr

Kokonor
F 2009, R: Dorje Tsering Chenaktsang (Jangbu), 53’ DigiBeta, OmeU

Kokonor ist der mongolische Name für den 4.500 qm großen Qinghai-See in der tibetischen Hochebene. Seit Jahrzehnten ist dieser See Schauplatz von politischen, sozialen und wirtschaftlichen Konflikten. Für die ansässigen tibetischen Nomaden ist der von ihnen Tso Ngönpo genannte See heilig; unter der Herrschaft von Mao Zedong kamen 1957 zunächst Siedler, die das Land bewirtschaften und die Region lebensfähig machen sollten, dann Wissenschaftler und Forscher, die in dieser Region erste Atombombentests durchführten. Heute ist Kokonor ein beliebtes Urlaubsziel für Touristen aus Beijing, die eine exotische Kultur erleben wollen. Der exiltibetische Filmemacher und Autor Dorje Tsering Chenaktsang (Jangbu) spürt in seinem zweiten Dokumentarfilm den kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen rund um den See nach. Interviews mit Nomadenfamilien, historische Filmaufnahmen aus den 1950er und 1960er Jahren und Beobachtungen am See erzählen die Geschichte einer jahrzehntelang verfehlten Politik. Kokonor gewährt einen ungeschminkten Einblick in eine nomadische Realität jenseits von romantischen Vorstellungen. (clö)


26.5.2011 um 20.00 Uhr

The Sun Behind The Clouds: Tibet’s Struggle for Freedom
A/F/IND/NL/CDN/GB/D 2010, R: Ritu Sarin, Tenzing Sonam, P: White Crane Films, 79’ DigiBeta, OmeU

50 Jahre sind seit der chinesischen Machtübernahme in Tibet vergangen: Der Dalai Lama ist mit dem politischen „Mittelweg“ zwar populär aber in seinen Autonomiebemühungen erfolglos geblieben. Eine neue Generation von Tibetern fängt an, den „gewaltfreien Weg“ zu hinterfragen. Sie sind hin- und hergerissen zwischen der Treue zu ihrem religiösen Oberhaupt und der Forderung nach völliger Unabhängigkeit von China. Als im März 2008 in Tibet die größten Unruhen seit 1959 ausbrechen, begeben sich der tibetische Filmemacher Tenzing Sonam und seine indische Partnerin Ritu Sarin mitten in die Proteste hinein. Sie dokumentieren den Protestmarsch, der vom indischen Dharamsala bis an die tibetische Grenze führen soll, und zeigen die internationalen Protestaktionen anlässlich der Olympischen Spiele in Beijing.


The Sun Behind The Clouds entfaltet die Komplexität des Konflikts durch Interviews mit Aktivisten, Journalisten, Historikern und Schriftstellern; auch kritischen Positionen zum Dalai Lama wird Raum gewährt. Der geschickte Einsatz von Handyvideos, Amateurfilmmaterial und Nachrichtenmitschnitten verweist auf die neue Rolle der Bilder und Medien in diesem ungleichen Kampf. Die Filmmusik hat der „Oscar“-Gewinner Gustavo Santaolalla (Brokeback Mountain, Babel) komponiert. (clö)


TIBET-REDISCOVERED im SPUTNIK SÜDSTERN

8.8.-20.8.2008

Die Filmreihe TIBET REDISCOVERED im Sputnik Südstern will in einer Zeit, in der sich alle Aufmerksamkeit auf China und die Olympischen Spiele richtet, all denen die nicht "mitspielen" dürfen oder wollen eine Alternative bieten.

Eröffnungsveranstaltung am 8.8.2008 um 20.00 Uhr mit:

Udo Erdenreich, & Günther Schickert - Experimentelle Mantras
ANGRY MONK von Luc Schaedler CH 2005
Yangzom Brauen - Schauspielerin und Tibet Aktivistin
Tsewang Norbu - Tibet Initiative Deutschland
Jan Henselder - Tibet Rediscovered
Klaus Löffler - Sputnik Kino Berlin


Fr. 8.8. 20:00 & So .11.8. 19:00

ANGRY MONK, CH 2005, R: Luc Schaedler, 97 min

Tibet, geheimnisvolles Dach der Welt, Sitz erleuchteter Mönche — nur einer legt sich quer: Gendun Choephel heisst der streitbare Mönch, der sich 1934 vom klösterlichen Leben abwendet und in die Moderne aufbricht. Er ist ein Rebell, der die Gemüter der tibetischen Obrigkeit erhitzt. Ein reinkarnierter Lama, der auch die Frauen und den Alkohol liebt. Ein Freigeist, der seiner Zeit weit voraus ist und heute zu einem Hoffnungsträger für ein freies Tibet geworden ist.


Die cineastische Zeitreise nimmt die Lebensgeschichte dieses unorthodoxen Mönchs zum Anlass, um ein Bild von Tibet aufzudecken, das gängigen Klischees zuwiderläuft. Zahlreiche verblüffende und seltene historische Aufnahmen werden hier erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Elegant und überraschend verwebt der Film Damals und Heute: Archivbilder von prächtigen Karawanen und Klöstern wechseln sich ab mit Szenen von Discos und Bildern von mehrspurigen Schnellstrassen in Lhasa, wo Pilger sich niederwerfen, um ihr Heiligtum zu umrunden.


ANGRY MONK gibt einen aktuellen und faszinierenden Einblick in ein Land, dessen schicksalhafte Vergangenheit sich im heutigen Alltag — vielfältig und widersprüchlich — spiegelt.


Das Roadmovie erzählt von einem, der auf ausgedehnten Reisen nach etwas sucht, was das alte Tibet aus seiner Erstarrung lösen könnte. Der Querdenker Gendun Choephel bleibt stets offen für das Neue. Er ist fremd in der Heimat und heimatlos in der Fremde — ein Wanderer zwischen den Welten.


Sa 9.8. 21:15

VOM LEBEN UND STERBEN UND DER WIEDERGEBURT DES SERKONG RINPOCHE UND SEINE INTHRONISATION IM KLOSTER TABO IN SPITI, 1988, R:Wolf Kahlen, 120 min

Am 27. August 1983 starb einer der einflussreichsten Lehrer des tibetischen Buddhismus allgemein, seiner Ikonographie, der Orakel, des Kalachakra-Rituals und der philosophischen Disputation im Besonderen, der Debattiermeister und lebenslange enge Vertraute Seiner Heiligkeit des XIV. Dalai Lama, Tsenshap Serkong Rinpoche im 4200 Meter hohen Ort Khibber im Land Spiti an der tibetischen Grenze, wenige Tagereisen von Guge, Tsaparang oder Tholing entfernt, wenn nicht die chinesische Grenze eine Trennung gesetzt hätte. Er starb als Tantriker in der Praxis des Donglen, des Übernehmens von Leid, Gefahr oder Tod eines anderen.1988 wurde seine Wiedergeburt in Lhari in Spiti entdeckt, er wurde im September, 5-jährig, als Mönch ordiniert und als Tulku inthronisiert.


Der Film erzählt vom Leben des "alten" Serkong, seinem Sterben und dem, was die Bewohner des Landes wie Wunder erleuchtet und macht mit dem "normalen Lausejungen" vor den Feierlichkeiten im Elternhaus vertraut, begleitet ihn durch die Nacht, in der ihm die Haare geschnitten und er in Roben gekleidet, und im Morgengrauen zum tausendjährigen Koster Tabo gebracht wird. Dort erwarten ihn Hunderte aus allen Landesteilen und den benachbarten Ländern, Sikkim, Ladakh, Mustang und Dolpo, er wird feierlich in drei Tagen inthronisiert und, geduldig segnend, verehrt, bis am Ende der Tage drei Orakel in Trance gehen, um ihm die Zukunft zu sagen. Dieses einzige, authentische Dokumentationsmaterial des ebenso schlichten wie würdevollen Geschehen aus der Einöde der Hochwüsten Spitis ist nicht nur von hohem historischem, buddhistisch philosophischem Wert, sondern auch, da durch die Augen des Künstlers gesehen, berührend und mitnehmend. Der Film konnte nur in tätiger Hilfe und voller Sympathie des Klosters Tabo,seiner Mönche und seines Abtes Sonam Wangdu, der Initiative des langjährigen Dieners Serkong Rinpoches, Ngawang und durch die minutiösen Beschreibunge des Lebens durch seinen engen Schüler und Übersetzer, Dr. Alexander Berzin und das aufopferungsvolle Expeditionsteam,Padma Wangyal, Marek Kalmus und Waldemar Czechowski, verwirklicht werden.


Di 12.8. & Fr. 15.8. 21:15 Uhr

DISTORTED PROPAGANDA, USA 2006, R: Jeff Lodas, 67 min, OmenglU,

Jeff Loads kombiniert in seinem Film "Distorted Propaganda" die offizielle visuelle Repräsentation Tibets durch China mit Szenen aus dem tibetischen Alltag. Zwei historische Ereignisse bilden hierbei den Rahmen des Films: die "Befreiung" durch die Chinesen 1951 und der 50. Jahrestag dieses Ereignisses. Zahlreiche Ausschnitte aus chinesichen Fernsehsendungen mit tibetischer Folklore und Paraden, sowie Plakattafeln an den Straßen mit Aufschriften wie „Vom Dunklen ins Helle" oder "Wir bauen eine zivilisierte Stadt" manifestieren den chinesischen Blickwinkel auf Tibet. Beim westlichen Betrachter hinterläßt das chinesische Propagandamaterial jedoch eher den Eindruck es soll ein tibetisches Disneyland geschaffen werden. Die geschickt eingewobenen Alltagsbilder von Militärtrucks, bewaffneten Soldaten, bettelnden Frauen und kommunistischem Drill zeugen von einer anderen, von offizieller Seite total ausgeblendeten, Wirklichkeit. Fast schon absurd mutet es dann an wenn Tibeter mit todernsten Gesicht im schwarzen Anzug chinesische Parteilieder singen und das Neue Tibet loben. (jh)


Mo 11.8. 21:15

AUS TIBET - EIN HEIMATFILM, D 1996, 105 min, R: Katharina Rosa, Lottie Marsau

Ein herausragendes Beispiel dafür, was ein Dokumentarfilm leisten kann: aus sich selbst heraus, über starke Bilder und einprägsame Situationen einen Zustand unmittelbar und sinnlich beschreiben. Der Film beginnt mit Szenen der in Tibet sehr beliebten Zeichentrickserie Zorro. Dann begleitet die Kamera tibetische Schmuggler bei einer langwierigen Passüberquerung. Lautsprecher der Partei erteilen in den Orten die Anweisung an die Bevölkerung zum anstehenden Besuch eines hohen Parteifunktionärs. Das spirituelle Leben konnte nicht durchgängig zerstört werden: im Schein von Kerzen und Taschenlampen im ältesten Tempel der Ruinenstadt Tsaparang. Bilder einer Luftbestattung auf den Totenhügeln von Shigatse, Tibets zweitgrösster Stadt. Das Sommerlager einer Nomadenfamilie und schliesslich - über die Hauptstadt Lhasa - zur Getreideernte in ein tiebetisches Dorf. Jenseits verklärender Tibet-Filme eine poetische Annäherung an ein besetztes Land, ein herausragendes Beispiel dafür, was ein Dokumentarfilm leisten kann: aus sich selbst heraus, über starke Bilder und einprägsame Situationen einen Zustand unmittelbar und sinnlich beschrieben (Osnabrücker Zeitung). Die gekonnte Montage/Collage von Bild und Ton wird zu einer Liebeserklärung an ein grosses Kulturvolk! (Göttinger Tageblatt).

CHINA’S TIBET?, D 1991-95, 35 min, R: Katharina Rosa, Lottie Marsau

Drei Jahre haben sich die Filmemacherinnen in Tibet aufgehalten und ohne Drehgenehmigung in der Region Lhasa, Shigatse und Ngari Bilder und Töne gesammelt, die die Auswirkungen der 40jährigen chinesischen Besetzung dokumentieren. Zerstörte und zerfallene Tempel, aber auch - als Museum - restaurierte. Repression und Einschüchterung durch das allgegenwärtige Militär. Lebenszeichen aus Gefängnissen und Internierungslagern. Vor allem aber Szenen aus dem Alltagsleben, das nachökonomischer Liberalisierung und der massenhaften Ansiedlung von Chinesen einem grundlegenden Wandel unterworfen ist.

Begründung der Jury für die Verleihung des Preises Besonderer Dokumentarfilm: „Lottie Marsau und Katharina Rosa haben für ihren Film "China`s Tibet?" eine der bezeichnendsten und wichtigsten Entstehungsformen des Dokumentarfilms gewählt, nämlich die subversive Herstellung unter den Augten einer repressiven Obrigkeit. Mit gutem Grund haben sie sich dabei für das noch immer unschlagbare Medium 16mm-Film und die vermeintlich unscheinbare Bolex-Handkamera entschieden. Die Jury ermutigt sie zu weiteren ähnlichen Taten mit den Filmrollen des Fuji-Sachpreises."

"In der Tat ist ,Chinas Tibet?‘ ungewöhnlich. Gefängnisse und Arbeitslager in Tibet wurden aus allernächster Nähe gefilmt. Nur aus einer Fäkaliengrube heraus konnte chinesisches Militär gefilmt werden. Dem Film ist anzumerken, daß es sich um Aufnahmen von Filmemacherinnen handelt, die mit der tibetischen Bevölkerung über Monate zusammen lebten und deren Unterdrückung durch eine brutale Militärdiktatur nachempfinden konnten. Dies ist kein Film, der bei einem flüchtigen Aufenthalt entstanden ist."
Tibet Initiaitve Deutschland e.V. Hamburg



Fr.8.8.,22:30, Sa. 9.8, Mo. 11.8., Fr.15.8. & Sa 16.8. 19:30 EINTRITT FREI!!!

FORBIDDEN TEAM, DK 2003, R: Arnold Krøigaard & Rasmus Dinesen, 60 min., OmenglU

„The Forbidden Team” erzählt die außergewöhnliche Geschichte von einer Nationalmannschaft ohne Staat, die sich entgegen verschiedenster Wiederstände auf den Weg macht, um in Kopenhagen das erste Spiel einer tibetischen Nationalmannschaft auszutragen. Die Filmemacher begleiten die Mannschaft und den dänischen Trainer auf ihren Wegen über außergewöhnliche Fußballplätze, zu strengen Behörden und schließlich ins weit entfernte Europa, wo es zu einem denkwürdigen Spiel gegen die Nationalmannschaft Grönlands kommt. Ein Dokumentarfilm über das Aufeinandertreffen von Kulturen, über Träume, die wahr werden und über Fußball, so wie Buddha ihn gespielt hätte.


Sa. 16.8. 21:15

DREAMING LHASA, Indien 2005, R:Ritu Sarin, Tenzing Sonam, 90min, tibOmenglU

Die aus dem Tibet stammende, aber in New York aufgewachsene Filmemacherin Karma reist in die kleine Stadt Dharamsala im indischen Himalaya, Heimat einer grossen Gemeinschaft von Exiltibetern, um dort einen Dokumentarfilm über ehemalige politische Gefangene ihres Heimatlandes zu drehen. Hilfe erhält sie dabei vom ebenfalls in Dharamsala lebenden Musiker Jigme, der von seiner Heimat Tibet nach Indien gekommen sei, um den letzten Wunsch seiner verstorbenen Mutter zu erfüllen: Er soll ein Amulett, das er von ihr vor ihrem Tod erhalten hat, seinem ursprünglichen Besitzer zurückgeben, einem verschollenen, von vielen für tot gehaltenen Mann namens Loga. Dhondup bittet Karma um Hilfe bei seinem Unterfangen, Loga aufzuspüren. Gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche. Diese entwickelt sich je länger, je mehr zu einer Reise in die Vergangenheit ihres Heimatlandes und in die Geschichten rund um dessen Widerstandskampf gegen die chinesischen Besetzer. Es ist nicht möglich, Dreaming Lhasa losgelöst vom politischen Kontext zu bewerten – der Vater von Co-Regisseur Tenzing Sonam war in den Siebziger Jahren eine wichtige Figur in der tibetischen Widerstandsbewegung und verbrachte insgesamt sieben Jahre im Gefängnis. Die von Karma für ihren Dokumentarfilm interviewten Zeugen, welche im Film in einzelnen Sequenzen zu sehen sind, sind übrigens echte ehemalige politische Gefangene und deren Bericht über körperliche Misshandlungen seitens der Chinesen sind erschütternd und schockierend. Ein zweites zentrales Thema ist die kulturelle Entfremdung einer jungen Generation von Tibetern, die nie in ihrem Heimatland waren und den Widerstand gegen die chinesischen Besetzer nur aus Büchern, Filmen oder Erzählungen ihrer Vorfahren kennen. Die Hauptfigur Karma, Filmemacherin aus New York, jung und urban, muss sich von Exiltibetern als "American Girl" bezeichnen lassen, obwohl sie doch auch aus dem Tibet stammt, und fühlt sich zu keiner der beiden Welten wirklich zugehörend. Ihr Assistent Jigme, geboren und aufgewachsen in Dharamsala, findet sich im andauernden Zwiespalt zwischen amerikanischem Way of Life und einem rebellischen tibetischen Selbstbewusstsein. Diese Heimatlosigkeit, deren Natur auch hierzulande vielen Ausländern der zweiten und dritten Generation nicht unbekannt sein dürfte, sich wohl in diesem Fall aber durch die besonderen politischen Umstände noch verstärkt manifestiert, wird von den Darstellern – es handelt es sich hierbei mit einer Ausnahme (Jampa Kalsang) ausschliesslich um Schauspieler ohne Kameraerfahrung - in eindringlicher und durchaus überzeugender Weise dargestellt.


So 10.8. & Di 19.8. 21:15

JENSEITS VON TIBET, D2002, R: Solveig Klaßen, 88 min

JENSEITS VON TIBET erzählt die ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen der deutschen Punkmusikerin SANTRRA OXYD und dem tibetischen Lama und Exilanten NGAWANG GELEK, die von Indien zum Bodensee und von Berlin bis aufs Dach der Welt führt. Sandra, geboren 1962, wächst in einer schwäbischen Kleinstadt auf. Als Vierzehnjährige flüchtet sie vor den gutbürgerlichen, nach innen zerrütteten Familienverhältnissen, wird heroinsüchtig und landet Mitte der achtziger Jahre in Berlin. Dort etabliert sie sich als akkordeonspielende Punk-Ikone in der Berliner Subkultur. Mit Hilfe der Musik und des Buddhismus schafft sie es, ihre Drogensucht zu besiegen. Als ZEN-Nonne reist sie nach Indien und trifft dort auf den tibetischen Lama Gelek, der im Exil als Bettelmönch lebt. Ngawang Gelek ist als die sechste Reinkarnation eines Lamas in einer Nomadenfamilie ausfindig gemacht worden. Im Bangsar Kloster wächst er als Mönch unter chinesischer Besatzung auf und wird politisch aktiv. Nach einer Demonstration tibetischer Mönche wird er von den chinesischen Militärs verhaftet. Nach drei Jahren Gefängnis, Folter, Amnestie und abermaliger Verhaftung flieht er 1989 nach Indien, um dort als Einsiedlermönch zu leben. War es Liebe auf den ersten Blick, als Sandra ihm vor seiner Hütte begegnet, oder wie Gelek glaubt, das Karma aus ihrem letzten Leben? Um Sandra zu heiraten und nach Europa zu gehen, gibt Gelek seine Mönchsgelübde zurück. Für seine zukünftigen Wiedergeburten eine schwere Belastung. Heute leben Gelek und Sandra mit ihrer inzwischen dreijährigen Tochter TARA eng und bescheiden in einer kleinen Dachwohnung mitten in Berlin. Sandra schlägt sich mit alten und neuen Songs in der Off-Musikszene durch, Gelek betet täglich mehrere Stunden in der Fußgängerzone und trifft dort seine Schüler: Buddhisten, Esoteriker, Alkoholiker und Punks. Ein Besuch bei Sandras Eltern am Bodensee verdeutlicht die Kluft zwischen den Kulturen und Generationen. Jahrelang haben die bodenständigen Schwaben versucht, die Brüche mit ihrer Tochter zu kitten, dass sie sich am Ende auch mit einem Bettelmönch als Schwiegersohn anfreunden. Die eigene Familie in Tibet hat Gelek seit 12 Jahren nicht gesehen. Ein Besuch bleibt ihm aus politischen Gründen verwehrt. Um Geleks Familie kennenzulernen, bricht Sandra mit Tara nach Tibet auf. Dort erreichen sie das abgelegene Hochtal, in dem die Nomaden ihr Sommerlager aufgeschlagen haben. Geleks Familie versammelt sich in ihrer Jurte vor dem Monitor einer heimlich mitgeführten DV-Kamera und Sandra führt Ihnen die Grußbotschaft von Gelek vor. Gerührt setzt sich der alte Vater vor die Kamera und spricht zu seinem achttausend Kilometer entfernten, verlorenen Sohn.Was hier Medien so einfach überbrücken, sind Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. In Sandras und Geleks Beziehung prallen sie tagtäglich aufeinander, aber in der Fremde des Anderen scheinen die Liebenden zu sich selbst zu finden.


Mi 13.8. & Mo 18.8. 21:15

RAD DER ZEIT, D 2003, R: Werner Herzog, 81 min

Werner Herzog hat mit seinem neuen Film ein faszinierendes Dokument buddhistischer Traditionen und Weisheiten geschaffen. Die Kamera und mit ihr der Zuschauer blickt dem Dalai Lama erstmals bei einem der wichtigsten buddhistischen Rituale über die Schulter, der Kalachakra Initiation. Kalachakra ist ein komplexer Initiationsritus, der die Aktivierung eines Samens der Erleuchtung zum Ziel hat, der in allen Lebewesen schlummert. Der Stil des Films lehnt sich an die Intensität der Ereignisse an. Seine Perspektive ist nie von außen, sondern immer mitten im Geschehen, nahe an den Menschen und ihrer Kultur. Ohne zu missionieren ist es Herzog gelungen, die Spiritualität und Würde der buddhistischen Gläubigen in Bodh Gaya (Indien), am Berg Kailash (Tibet) und in Graz (Österreich) in farbenprächtige Bilder zu fassen. RAD DER ZEIT wurde unter der Mitwirkung von seiner Heiligkeit dem XIV. Dalai Lama und in Kooperation mit der Gesellschaft zur Förderung Buddhistischer Werte gedreht. Der Regisseur hat mit einer kleinen Digitalkamera teilweise selbst gefilmt, um das Drehverbot der chinesischen Behörden in Tibet zu umgehen. Drehbeginn war im Januar 2002 in Bodh Gaya. Im Mai 2002 filmte Herzog am Berg Kailash in Tibet und im Oktober des gleichen Jahres in Graz.



Do 14.8. 21:15

DIE SALZMÄNNER VON TIBET, D 1996, R: Ulrike Koch,108 min

Seit uralten Zeiten leben die Dropkas, Hirtennomaden in Nordtibet, auf dem Hochplateau des Himalaya. Ihr Wohnsitz befindet sich auf 4500 Metern Höhe am Fuße des Nyenchen Tanglha, einem der vier heiligsten Berge Tibets. Jeden Frühling machen sich vier Männer der Dropkas auf den langen Weg zu den Salzseen. Nur um diese Jahreszeit können sie damit rechnen, daß die Erde sich nicht in Schlamm verwandelt und die Hochebene begehbar ist. Unterwegs übernimmt jeder der vier Salzmänner eine bestimmte Rolle: Einer ist Margen, die Alte Mutter, einer Pargen, der Alte Vater, einer der Herr der Tiere. Bopsa, der Neuling begleitet die Karawane zum ersten Mal. Die uralten Regeln und Riten müssen während der Reise streng beachtet werden. Eine davon ist die geheime Salzsprache, die nur unter den Salzmännern gesprochen werden darf. Ulrike Koch ist es nach achtjähriger Recherche gelungen, die Salzmänner auf ihrer Reise zu begleiten. Der Film dokumentiert in faszinierenden Bildern die von tiefer Religiosität und Respekt vor der Natur geprägte Tradition der Salzmänner zu reisen und mit dem "Weißen Gold" Tibets - dem Rohstoff Salz - umzugehen. Und er zeigt, wie sehr die unermessliche kulturelle Vielfalt Tibets durch das Vorrücken moderner Technologie bedroht ist.


So 17.8. 21:15

DIE ROTEN DRACHEN UND DAS DACH DER WELT, D 2007, R: Marco Keller & Ronny Pfreundschuhm, 75 min


Tibet auf dem Weg zum Touristenspektakel
Ein Mädchen in bunten Gewändern steht auf einem öffentlichen Platz und tanzt, dass die vielen langen Flechtzöpfe fliegen. Ein buddhistischer Mönch in weinroter Robe hockt mitten im Fußgängergewusel auf dem Boden und betet, eine Frau vollzieht rituelle Niederwerfungen. Und vor dem Potala-Palast geht die Sonne auf und taucht die imposanten Mauern in zartes Licht. Na klar, wir sind in Lhasa, Tibet. Bilder wie diese flimmern dieser Tage gehäuft über deutsche Bildschirme, weil der Dailai Lama da ist – in Hamburg und, am Samstag, in Freiburg. Es sind die Klischees vom „Dach der Welt“, zu denen natürlich auch majestätische Schneeberge gehören und ein ernst dreinblickendes Knäblein in gelbem Gewand, das als wichtige Wiedergeburt erkannt wurde. All diese Bilder zeigt der Dokumentarfilm „Die roten Drachen und das Dach der Welt“ auch. Aber er bettet sie ein, zeigt sie als das, was sie sind: Facetten nur aus dem tibetischen Alltag. Und der ist weit weniger bunt und erhebend als die mystifizierenden Vorstellungen des Westens vom pittoresken buddhistischen Völkchen, das sich lächelnd, betend und meditierend unter chinesischer Besatzung behauptet. Drei Monate lang waren im Herbst 2004 zwei Freiburger in Tibet unterwegs: Marco Keller (Regie und Kamera), Lehrbeauftragter für Filmtheorie und Kameraarbeit an der Pädagogischen Hochschule, und Ronny Pfreundschuh (Drehbuch, Fotodokumentation), Realschullehrer und Fotograf. Begleitet wurden sie von einer Freiburger Ethnologiestudentin – und bald auch von zwei jungen Schweden, die sich mit ihnen auf den Weg machten, Tibet zu erfahren. Verfallene Klöster zu besuchen, Alltag zu erleben in Hunderten von Details: Arbeit und Spiritualität, Essen und Wohnen, eine natur zwischen gnadenlosen Steinwüsten und glitzerndem Wasser vor grandiosen weißen Gebirgsketten. Menschen erzählen zu lassen, von Zwangssterilisation und systematischer Ausrottung der tibetischen Sprache. Diese Interviews, mit der Videokamera aufgenommen teils unter großen Vorsichtsmaßnahmen, machen den Film so eindringlich. Fertig gestellt wurde er erst diese Tage, zum Dalai-Lama-Besuch: die wohl jüngste detaillierte Dokumentation des tibetischen Dilemmas zwischen Tradition und chinesischer Moderne. Ein ruhiger, klug geschnittener Film, der Emotionen weckt, sie aber nicht schürt und auch Chinesen zu Wort kommen lässt. Das Roadmovie im klapprigen Geländewagen führt von Nord nach Süd, von Golmud in der chinesischen Provinz Qinghai hinein ins so genannte Autonome Gebiet Tibet mit der Hauptstadt Lhasa und über den Himalaya nach Nepal. „Wir kamen wie die Chinesen und gingen wie die Flüchtlinge“, sagt Marco Keller. Das Thema wird augenfällig in der damals im Bau befindlichen Bahnlinie von Golmud nach Lhasa, auf der inzwischen auch deutsche Touristen reisen: China überrollt Tibet. Vor allem Lhasa. Nur ein winziger Teil der Hauptstadt ist heute überhaupt noch rein tibetisch geprägt, der Rest sieht aus wie chinesische Städte auch, mit Shoping Malls, Prachtstraßen, Plätzen. Und auf so einem tanzt das kleine Mädchen mit den fliegenden Zöpfen. Neben ihr, und auch das nimmt die Kamera in den Blick, dreht sich ein Betrunkener mit Schnapsflasche. Touristenbelustigungen, alle beide.
Gabriele Schröder in ihrer Kritik in der Badischen Zeitung vom 27.07.07, zur Filmfassung 2007


Mi 20.8. 21.15

TIBET: CRY OF THE SNOWLION, USA 2002, R: Tom Peosay, 104 min., engl. OV

Das tragische Schicksal eines einzigartigen Volkes beleuchtet dieser mit etlichen Preisen ausgezeichnete Dokumentarfilm eindrucksvoll anhand persönlicher Lebensgeschichten. 38 Protagonisten kommen zu Wort und beleuchten die Schattenseiten der chinesischen Besatzung Tibets aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Darüber hinaus zeigt “Tibet: Cry of the Snow Lion” auch Facetten des alltäglichen Lebens der Tibeter, das nicht nur aus den üblichen medial transportierten Bilder besteht. Zehn Jahre dauerte die Produktion des Films. Entstanden sind dabei bewegende Bilder, geheime Aufnahmen, fesselnde Geschichten, die in einer bisher noch nie da gewesenen Art zu sehen sind. Susan Sarandon, Tim Robbins und Ed Harris leihen den Tibetern ihre Stimmen. Ein Film, den man sich nicht nur wegen der aktuellen Anlässe unbedingt ansehen sollte.


Ten years in the making, this award-winning feature-length documentary was filmed during nine journeys throughout Tibet, India and Nepal. CRY OF THE SNOW LION brings audiences to the long-forbidden “rooftop of the world” with an unprecedented richness of imagery… from rarely-seen rituals in remote monasteries, to horse races with Khamba warriors; from brothels and slums in the holy city of Lhasa, to magnificent Himalayan peaks still traveled by nomadic yak caravans. The dark secrets of Tibet’s recent past are powerfully chronicled through personal stories and interviews, and a collection of undercover and archival images never before assembled in one film. A definitive exploration of a legendary subject, CRY OF THE SNOW LION is an epic story of courage and compassion.
Mit freundlicher Genehmigung der Tele München Gruppe


TIBET REDISCOVERED IM SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN
Filmkurator: Jan Henselder
Organisation: Klaus Löffler
Besonder Dank an: Martin Brauen, Yangzom Brauen, Rudolf Brünger, Udo Erdenreich, Constanze Gilles, Vadim Henselder, Jeff Lodas, Lottie Marsau, Tsewang Norbu, Katharina Rosa, Luc Schaedler, Günther Schickert, Andrea Stosiek,
www.myspace.com/tibet_rediscovered


TIBET REDISCOVERED IM KINO CENTRAL

Eröffnung mit einer musikalischen Preformance von Udo Erdenreich

Sonntag, den 06.04.2008 um 17:00 Uhr im Kino Central

ANGRY MONK des Schweizer Filmemachers und Ethnologen Luc Schaedler.

Die cineastische Zeitreise nimmt die Lebensgeschichte des unorthodoxen Mönchs Gendun Choephel zum Anlass, um ein Bild von Tibet zu zeigen, das gängigen Klischees zuwiderläuft. Zahlreiche verblüffende und seltene historische Aufnahmen werden hier erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Elegant und überraschend verwebt der Film Damals und Heute: Archivbilder von prächtigen Karawanen und Klöstern wechseln sich ab mit Szenen von Discos und Bildern von mehrspurigen Schnellstrassen in Lhasa, wo Pilger sich niederwerfen, um ihr Heiligtum zu umrunden. ANGRY MONK gibt einen aktuellen und faszinierenden Einblick in ein Land, dessen schicksalhafte Vergangenheit sich im heutigen Alltag - vielfältig und widersprüchlich - spiegelt. Das Roadmovie erzählt von einem, der auf ausgedehnten Reisen nach etwas sucht, was das alte Tibet aus seiner Erstarrung lösen könnte. Der Querdenker Gendun Choephel bleibt stets offen für das Neue. Er ist fremd in der Heimat und heimatlos in der Fremde - ein Wanderer zwischen den Welten.

Samstag den 10.5.08 und Sonntag den 11.05.08 - 16:45 Uhr im Kino Central

CHINA'S TIBET?

Deutschland 1991-95,
16 mm, Farbe, 35 Minuten
Regie: Katharina Rosa, Lottie Marsau

Drei Jahre lang hat sich Lottie Marsau ohne Visum in Tibet aufgehalten und dort mit einem kleinen Team ohne Drehgenehmigung in der Region Lhasa, Shigatse und Ngari Film- und Tonaufnahmen gemacht, die die Auswirkungen der seit über vierzig Jahren andauernden chinesischen Besetzung in Kultur und Alltag des Landes dokumentieren.
Sie zeigt zerstörte und zerfallene Tempel, aber auch solche, die - als Museum - restauriert werden. Sie verdeutlicht die Repression und Einschüchterung der Bevölkerung durch das allgegenwärtige Militär und übermittelt Lebenszeichen aus Gefängnissen und Internierungslagern. Vor allem zeigt sie Szenen aus dem Alltagsleben, das nach der ökonomischen Liberalisierung und der massenhaften Ansiedlung von Chinesen einem grundlegenden Wandel unterworfen ist. Der Film „Chinas Tibet?" bildet als eine Art politisch-poetischer Prolog den Auftakt zu dem Zyklus „Good Morning Tibet".

Ausgezeichnet mit "Der Preis für den besonderen Dokumentarfilm 1996" auf dem 11. Internationales Dokumentarfilmfestival München

Begründung der Jury für die Verleihung des Preises Besonderer Dokumentarfilm:
„Lottie Marsau und Katharina Rosa haben für ihren Film "China`s Tibet?" eine der bezeichnendsten und wichtigsten Entstehungsformen des Dokumentarfilms gewählt, nämlich die subversive Herstellung unter den Augten einer repressiven Obrigkeit. Mit gutem Grund haben sie sich dabei für das noch immer unschlagbare Medium 16mm-Film und die vermeintlich unscheinbare Bolex-Handkamera entschieden. Die Jury ermutigt sie zu weiteren ähnlichen Taten mit den Filmrollen des Fuji-Sachpreises."

"In der Tat ist ,Chinas Tibet?' ungewöhnlich. Gefängnisse und Arbeitslager in Tibet wurden aus allernächster Nähe gefilmt. Nur aus einer Fäkaliengrube heraus konnte chinesisches Militär gefilmt werden. Dem Film ist anzumerken, daß es sich um Aufnahmen von Filmemacherinnen handelt, die mit der tibetischen Bevölkerung über Monate zusammen lebten und deren Unterdrückung durch eine brutale Militärdiktatur nachempfinden konnten. Dies ist kein Film, der bei einem flüchtigen Aufenthalt entstanden ist."
Tibet Initiaitve Deutschland e.V. Hamburg

AUS TIBET - EIN HEIMATFILM Deutschland 1996

16 mm, Farbe, 105 Minuten
Regie, Drehbuch: Lottie Marsau, Katharina Rosa

Der Film beginnt mit Szenen der in Tibet sehr beliebten Zeichentrickserie "Zorro". Dann begleitet die Kamera tibetische Schmuggler bei einer langwierigen Paßüberquerung. Lautsprecher der Partei erteilen in den Orten die Anweisung an die Bevölkerung zum anstehenden Besuch eines hohen Parteifunktionärs. Das spirituelle Leben konnte nicht durchgängig zerstört werden: im Schein von Kerzen und Taschenlampen im ältesten Tempel der Ruinenstadt Tsaparang. Bilder einer Luftbestattung auf den Totenhügeln von Shigatse, Tibets zweitgrößter Stadt. Das Sommerlager einer Nomadenfamilie und schließlich - über die Hauptstadt Lhasa - zur Getreideernte in ein tiebetisches Dorf.

Jenseits verklärender Tibet-Filme eine poetische Annäherung an ein besetztes Land, "ein herausragendes Beispiel dafür, was ein Dokumentarfilm leisten kann: aus sich selbst heraus, über starke Bilder und einprägsame Situationen einen Zustand unmittelbar und sinnlich beschrieben" (Osnabrücker Zeitung). Die gekonnte Montage/Collage von Bild und Ton wird zu "einer Liebeserklärung an ein großes Kulturvolk!" (Göttinger Tageblatt).


Sonntag den 1.6.2008 um 18.00 Uhr im Kino Central

TIBET: CRY OF THE SNOWLION

Nach Angry Monk, CH 2005 von Luc Schädler und China's Tibet?, DE 1995 von Lottie Marsau und Rosa Mars präsentiert die Filmreihe TIBET REDISCOVERD am 1.6,2008 um 18.00 Uhr den Film TIBET: CRY OF THE SNOWLION, USA 2002

Regie: Tom Peosay - Drehbuch: Victoria Mudd, Sue Peosay - Kamera: Tom Peosay - Schnitt: Kathryn Himoff (Frank Christopher) - Musik: Jeff Beal; Featuring Performances by Nawang Khechog - Dokumentarfilm - Erzähler: Martin Sheen; (Susan Sarandon, Tim Robbins, Ed Harris, Frank Christopher, Edward Edwards, Shirley Knight, Lynn Marta) - USA 2002 - 104 min. - engl. OV

Das tragische Schicksal eines einzigartigen Volkes beleuchtet dieser mit etlichen Preisen ausgezeichnete Dokumentarfilm eindrucksvoll anhand persönlicher Lebensgeschichten. 38 Protagonisten kommen zu Wort und beleuchten die Schattenseiten der chinesischen Besatzung Tibets aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Darüber hinaus zeigt "Tibet: Cry of the Snow Lion" auch Facetten des alltäglichen Lebens der Tibeter, das nicht nur aus den üblichen medial transportierten Bilder besteht. Zehn Jahre dauerte die Produktion des Films. Entstanden sind dabei bewegende Bilder, geheime Aufnahmen, fesselnde Geschichten, die in einer bisher noch nie da gewesenen Art zu sehen sind. Susan Sarandon, Tim Robbins und Ed Harris leihen den Tibetern ihre Stimmen. Ein Film, den man sich nicht nur wegen der aktuellen Anlässe unbedingt ansehen sollte.

Ten years in the making, this award-winning feature-length documentary was filmed during nine journeys throughout Tibet, India and Nepal. CRY OF THE SNOW LION brings audiences to the long-forbidden "rooftop of the world" with an unprecedented richness of imagery... from rarely-seen rituals in remote monasteries, to horse races with Khamba warriors; from brothels and slums in the holy city of Lhasa, to magnificent Himalayan peaks still traveled by nomadic yak caravans. The dark secrets of Tibet's recent past are powerfully chronicled through personal stories and interviews, and a collection of undercover and archival images never before assembled in one film. A definitive exploration of a legendary subject, CRY OF THE SNOW LION is an epic story of courage and compassion.

Mit freundlicher Genehmigung der Tele München Gruppe
Die Hälfte der Einnahmen gehen an die Tibetische Flüchtlingshilfe des Tibetischen Zentrums e.V. Hamburg
http://www.tibet.de/tib/flucht.html

weitere Informationen zum Film unter:

http://www.kino-central.de/archiv/t/t_tibetcry.php
http://www.cryofthesnowlion.com/
http://uk.rottentomatoes.com/m/tibet_cry_of_the_snow_lion/


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